Stadtarchiv

Die Schätze von Rosenfeld zusammengefasst

500 Jahre in der Kirche Rosenfeld - ein Rückblick in die Geschichte

Vortrag von Dekan Karl Hartmann (1925-1998) im Jahr 1996.
Der Kirchengemeinderat hat im Jahr 1996 beschlossen, auf 500 Jahre Kirchengeschichte der evangelischen Stadtkirche zurückzublicken.
Hier finden Sie den Rückblick. (3,5 MB)

Beschreibung und Geschichte der Stadt Rosenfeld von Friedrich August Köhler

Die einzige umfassende Beschreibung der Stadt Rosenfeld vor dem verheerenden Stadtbrand von 1868 stammt von Friedrich August Köhler. Er hat in der Zeit von 1807 bis 1840 Rosenfeld mehrfach besucht. Mit seinen objektiven, aber auch persönlich gefärbten Ausführungen führt uns Köhler sehr anschaulich das damalige Stadtbild mit den öffentlichen Gebäuden, sowie Land und Leute vor Augen.

Die Transkription seines Werkes in der heutigen Schrift ermöglicht es den Bürgern Rosenfelds, aber auch jeden historisch Interessierten, sich mit dieser Beschreibung Rosenfeld zu beschäftigen. Die Köhlers Originalschrift aus der linken Seite wiedergeben ist und die Übertragung rechts, kann der Leser beide miteinander vergleichen und sich sogar in die alte Schrift einlesen.

Das Buch wurde von unserem ehrenamtlichen Stadtführer Wolfram Fischer erarbeitet.

Schrank kehrt nach fast 150 Jahren wieder nach Rosenfeld zurück

Am vergangenen Samstag übergab Herr Martin Sauter mit seiner Frau Marijke Sauter aus Ebingen der Stadt Rosenfeld einen Schrank. Herr Sauter berichtet: „Der Schrank gehörte zum Inventar des Gasthauses „Zur Sonne“ in Rosenfeld. Beim Stadtbrand von 1868 konnte er, schon angesenkt durch das Feuer, in letzter Minute gerettet werden.

Bei dieser dramatischen Aktion wurde auch die hochbetagte Ahne Anna Maria Fischer, geb. Traub (1776 - 1869) gerettet. In unserer Familie wurde erzählt, dass die zweiundneunzigjährige, in ihrem Lehnstuhl sitzend, aus dem brennenden Haus getragen wurde.

Vier Jahre nach dem Brand kann der Schrank als Hochzeitsgut nach Ebingen zur Heirat von Johannes Linder (1846 - 1916) Rotgerber und Mathilde (1846 - 1901) geborene Fischer, Tochter des Sonnenwirts Konrad Fischer (1810 - 1846) und seiner Frau Dorothea Barbara (1809 - 1885) geborene Gunßer. Hier bleibt er in Ebingen in der Familie Linder bis in die 1960er Jahre. Dann kam er über meine Mutter Ruth Sauter, geborene Linder, eine Enkeltochter des Johannes Linder in die Familie Martin Sauter.

Nun soll er zurückkehren an einen ursprünglichen Heimatort Rosenfeld.

Zum Schrank selbst: Seine Entstehung fällt in die Zeit zwischen 1780 und 1800. Er hat ein offenes, originales mit geschmiedetes Nägeln befestigtes Kastenschloss. Schön u sehen sind auch die Holznägel, die anstatt der teuren Eisennägel verwendet wurden.“

Der Schrank steht nun im Heinrich-Blickle-Museum, einer Sammlung gusseiserner Ofenplatten im Rosenfelder Fruchtkasten. Er wurde von Herrn Reinhold Blickle, den beiden Stadtführern Wolfram Fischer und Dr. Volker Seibel, Bürgermeister Thomas Miller sowie Ute Fischer-Stepper in Empfang genommen.

Auf dem Bild ist ein Historischer Schrank zusehen mit 8 Personen, die ein Sektglas in der Hand halten

Originalfoto vom Rosenfelder Stadtbrand 1868

Eine Frau mit einem Bilderrahmen in der Hand auf dem Bild ist Rosenfeld zusehen nach dem Stadtbrand, daneben steht ein Herr.

Die Kinder (Ute, Karl-Eugen, Matthias und Doris) der Rosenfelder Familie Karl und Gertrud Fischer haben nach dem Tod ihrer Eltern am vergangenen Samstag der Stadt Rosenfeld für das Stadtarchiv ein Originalfoto vom Rosenfelder Stadtbrand 1868 geschenkt. Der ehrenamtliche Stadtarchivar Wolfram Fischer und Bürgermeister Thomas Miller danken Frau Ute Fischer-Stepper und ihren Geschwistern. Das Stadtarchiv ist nun im Besitz des Originalfotos. Es zeigt den Blick nach Osten und ist eine Aufnahme von der Apotheke aus. Bei diesem Stadtbrand wurden 45 Häuser zerstört.

Schriftstück über Brittheim aus dem Jahre 782

Kleindenkmale in der Stadt Rosenfeld

zusehen ist die Titelseite des Flyers Schätze am Wegesrand vom Zollernalbkreis

Kleindenkmale sind ortsfeste, freistehende, kleine, von Menschenhand geschaffene Gebilde aus Stein, Metall oder Holz, die einem bestimmten Zweck dienen oder an eine Begebenheit beziehungsweise eine Person erinnern. Kleindenkmale befinden sich in Wald und Flur sowie in besiedelten Gebieten, z.B. auf Dorfplätzen, an Hauswänden, in Mauern, an Brücken, entlang von Straßen. Sie sind wichtige Zeugen der Vergangenheit, die vor Verfall und Zerstörung geschützt werden müssen.

Zur Erfassung und Dokumentation der Kleindenkmale in Baden-Württemberg wurde im Jahr 2001 ein landesweites Projekt ins Leben gerufen. Ehrenamtliche Mitarbeiter in den Stadt- und Landkreisen erfassten und dokumentierten seither in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und den Projektpartnern die zahlreichen Kleindenkmale im Land.

In der Stadt Rosenfeld waren dies: Wolfram Fischer (Stadtteile Rosenfeld, Bickelsberg), Rudolf Hugger (Stadtteil Brittheim), Herr Fink (Stadtteil Heiligenzimmern), Willi Frommer (Stadtteil Isingen -Teil-), Alfons Koch (Stadtteil Isingen -Teil-), Doris Ruof und Annerose Heckele (Stadtteil Leidringen), Gerda und Bernd Wachendorfer (Stadtteil Täbingen). Wir danken unseren ehrenamtlichen Erfasserinnen und Erfassern!

Liste der Kleindenkmale. (360 KB)

Weitere Informationen stehen Sie beim Landesamt für Denkmalpflege unter www.kleindenkmale-bw.de oder auf der Seite des Kreisarchives  www.zollernalbkreis.de/landratsamt/aemter++und+organisation/Projekt+Erfassung+der+Kleindenkmale+im+Zollernalbkreis

Rosenfeld und die Familie Tafel

Vortrag von Prof. Dr. Hansmartin Decker-Hauff (Prof. für württembergische Landesgeschichte an der Universität in Tübingen) am 29. Juni 1974 anläßlich des 1. Tafel'schen Familientages in Stuttgart.

150 Jahre Stadtbrand

Dem Stadtbrand am 5. Februar 1868 fielen 45 Gebäude zum Opfer. 338 Personen wurden obdachlos. Mit einer Sonderseite erinnerte der Zollern-Alb-Kurier an das Inferno vor 150 Jahren.

Brandschrift (2,1 MB)

Gemeindewaldkarte Heiligenzimmern

Anlässlich des Besuches zum 90. Geburtstag gab Frau Klara Huß Herrn Bürgermeister Thomas Miller ein Exemplar der Wirtschaftskarte für den Gemeindewald von Heiligenzimmern. Der damalige Forstassessor Diem stellte auf dieser den Waldzustand mit Stand vom 1. Oktober 1908 dar. Die Karte wird in das Stadtarchiv Rosenfeld, Abteilung Heiligenzimmern übernommen.

zusehen ist eine historische Gemeindewaldkarte von Heiligenzimmern

Urkunde und Stadtwappen

Erlaß des Landratsamtes zum Stadtwappen und zur Flaggenfarbe

Die Urkunde sowie den Erlaß und das Wappen können Sie nebenstehend einsehen.

Andreas Storz 1794 erschlagen

Am 26. April 1794 wurde auf dem Witthoh (im heutigem Immendingen-Hattingen) der aus der Rosenfelder Heiligenmühle stammende Andreas Storz beraubt und erschlagen. Die Ortsgruppe Tuttlingen des Schwäbischen Albvereins hat 1989 an besagter Stelle einen Gedenkstein und am Weg eine entsprechende Infotafel aufgestellt. 

Der in der März-Ausgabe 1994 der Heimatkundlichen Blättern Balingen erschienene Bericht ist untenstehend aufrufbar.

Beschreibung des Oberamts Sulz

Das Stadtarchiv Rosenfeld und die Ortsteilarchive von Rosenfeld

Vorstellung der Archive und der Archivarbeiten 1998 – 2011 am 3. März 2013, 15.00 Uhr, in Rosenfeld durch Dr. Andreas Zekorn, Kreisarchiv Zollernalbkreis 

Die Rede sowie die dazugehörige PowerPoint-Präsentation können Sie untenstehend abrufen.

Bickelsberger Fleckenbuch

Das Bickelsberger Fleckenbuch - mehr als eine Chronik Eine Zusammenfassung von Alfons Koch

Im Gemeindearchiv Bickelsberg befindet sich ein außerordentlich bemerkenswertes Archivale.

Es handelt sich um ein nachträglich mit Seitenzählung versehenes Buch, welches den Betrachter schon durch seine äußere Erscheinungsform neugierig werden lässt. Der Einband besteht aus Holz, das mit feinem Leder überzogen wurde. Auf dem vorder- und rückseitigen Einband ist es am Rand entlang rechteckig, in der inneren Fläche jeweils rautenförmig gekerbt. Die vordere Einbandseite besitzt zwei lederne Laschen mit je einem metallenen, an den Enden mit einem Loch versehenen Schließblechen. Leider fehlt bereits eines dieser Schließbleche. In die hintere Einbandseite sind zwei metallene Stifte eingebracht, die zur Aufnahme dieser Schließbleche dienen, das Buch konnte somit „geschlossen“ werden. Das damals verwendete Papier wäre ohne Verschluss schnell wellig geworden.

Liegt das Buch nun auf einem festen Untergrund und man schlägt mit der Hand auf den hölzernen Einband, öffnen sich die Schließbleche; hiervon lässt sich der heute noch gebräuchliche Ausdruck „ein Buch aufschlagen“ ableiten.
Auf den ersten Blick seltsam erscheint die Tatsache, dass in diesem Buch zwei unterschiedliche Papierarten verwendet wurden. Im vorderen Teil des Archivales ist das Papier ursprünglich weiß, stabil und robust. In einigen dieser Blätter ist ein Wasserzeichen, das eine an einem Stab oder Pflanzenstängel hochwindende Schlange zeigt, erkennbar.

Im hinteren Teil des Buches dagegen wurde vor allem ein bräunliches, sehr viel dünneres Papier genutzt. Wasserzeichen lassen sich hier keine finden.
Die Erklärung für die Verwendung verschiedener Papiere findet man in einer Notiz auf der ersten Seite; doch hierzu später.

Die ursprünglich erste Seite beginnt mit folgender Überschrift:

„Volgen her
nach der Bürger Na
men zuo Byckelsperg
Beschriben den 13. Oct
ober anno 1568“

Nun sind die Namen von 43 Bürgern niedergeschrieben, von denen die von auswärts anziehenden ihr „Mannrecht“ nachweisen müssen. Mannrecht bedeutet hier, dass sie den schriftlichen Nachweis persönlicher Freiheit, ehrlicher und ehelicher Geburt und eines guten Leumunds vorlegen mussten.

Die Namen lauten:
„Jacob Gering alda erzogen unnd erporen (geboren).
Jaus Geyger vonn Honburg hatt sein Mannrecht erstattet.
Petter Oth vonn Winzlen hatt sein Mannrecht erstattet.
Hanns Ziegler zu Britten erzogen unnd erporen.
Hanns Vischer von Rosenfeld soll in einem Monat sein Mannrecht erstatten.
Petter Bischoff von Rottenzimmern soll in einem Monat sein Mannrecht erstatten.
Jacob Ziegler von Vöringen soll sein Mannrecht in einem Monat erstatten.
Jung Jacob Ziegler alhir erzogen und erporen.
Jerg Vögellin alhir erzogen unnd erporen.
Bernhardt Eydt alhir erogen unnd erporen.
Christian Eydt alhir erzogen unnd erporen.
Caspar Eydt alhir erzogen unnd  erporen.
Hanns Schmidt von Rosenfeld soll sein Mannrecht in einem Monat erstatten.
Hanns Manntz von Rosenfeld soll sein Mannrecht in einem Monat erstatten.
Jacob Huonkher von Britten alda erzogen und erporen.
Hanns Hechinger von Epffendorff hat sein Mannrecht erstattet.
Gall Hechinger von Epffendorff soll sein Mannrecht in einem Monat erstatten.
Martin Eslinger von Weyden hat sein Mannrecht erstattet.
Matheus Laisch von Trichtingen soll sein Mannrecht in einem Monat erstatten.
Jacob Eydt alhir erzogen und erporen.
Caspar Ruoff alhier erzogen und erporen.
Connrat Gering von Leidringen soll sein Mannrech in einem Monat erstatten.
Hanns Hechinger von Rosenveld soll in einem Monat sein Mannrecht erstatten.
Michael Hoffmayster von Lauffen hat sein Mannrecht erstattet.
Ulrich Steiner von von Leidringen soll sein Mannrecht erstatten.
Jacob Wesmar von Witershausen soll sein Mannrecht erstatten.
Ludwig Miller von Sulzau … zu einem Einwohner angenommen und sein Mannrecht erlegt. (1569)
Siixt Eschay von Geretsried sein Mannrecht erstattet. (1585)
Christian Hiirt von Irslingen hat sein Mannrecht erstattet. (1584)
Martin Cuntz von Bisingen… (1582)
Hanns Westlin von Omden…(1586)
Jacob Schmid von Binsdorf…(1589)
Simon Hiilt von Beffendorf… (1589)
Jacob Berttelers von Bol sein Abschied erstattet…(1582)
Hanns Schwatz von Rotten Zimern…(1590)
Simon Haagen von Bochingen…(1590)
Martini Krauß all hir von erlichen Eheleuten gezogen und geboren worden in der Ehe wie man i(h)n eingeschrieben auf anno (domin)i 1626.
Hanns Leiß zuo Britthaim geboren worden, zu Bickelsberg Bürger (1626)
Jacob Banndtlein von Brittheim…(1637)
Conrad Gering als Vogt und Amtsverweser und Schulmeister (1637)
Hanns Gind…von Tebingen (1637)
Hanns Spiegel…Bürger zu Isingen (1637)
Jerg Kiefer von Rosenfeld (1639)“

Dieses Bürgeraufnahmeverzeichnis endet 1639 mit der Beurkundung des letzten Eintrags:
„Uhrkund Conrad Gering
Vogt zuo Bickhelsperg“

Nach einer Leerseite folgt eine neue Überschrift, danach acht Abschriften über den Nachweis des Mannrechts für diejenigen, welche aus anderen Ortschaften bzw. Herrschaften kommend, in Bickelsberg aufgenommen werden.

„Volgen herna
ch die manrecht“

Jaus Geiger von Honburg, [Kanton Turgau, CH] 1567 („uff Zinstag vor Sanct Gallen Tag“)
Petter Oth von [Fluorn]-Winzeln, [Landkreis Rottweil] 1558 („uff Zinstag vor Sanct Martin des heiligen Bischofs Tag“)
Hanns Hechinger von Epfendorf, [Landkreis Rottweil] 1544 („geben Montags nach Andre“)
Martin Eslinger von Aistaig und Weiden, [Landkreis Rottweil] 1559 („uff Sampstag dem zwainzigisten May“)
Jacob Sauter von Dotternhausen, [Zollernalbkreis] 1567 („uff Sampstag nach dem Newen Jars Tag“)
Jacob Weber von Irslingen, [Gemeinde Dietingen, Landkreis Rottweil] 1536 („Zinstag nach dem Sonntag Jubilate“)
Michel Hoffmayster von Laufen, [Zollernalbkreis] 1566 („geben den andern November von Gepurt unsers einigen Haylandts und Seelligmachers“)
Ludwig Miller von Sulz, [Landkreis Rottweil] 1568 („uff Montag dem fünfzehenden Tag Novembris“)

Ein Beispiel in vollständigem Wortlaut:
                „Jacob Sauters
                    Mannrecht

Wir Vogt und Gericht zu Dotternhausen, dem edlen und vesten Junckher Hanns vonn Stotzingen zugehörig. Bekhennen offentlich und thun kunth allermeniglichen mit disem Brieve, das uff heut seins datums, vor uns als offen verbannen Gericht fürkomen und erschienen Ist. Der beschaid[en] Jacob Sauter auch von Dotternhausen, Zaiger dies Briefs, erzählend wie das er urkunth und kuntschafft seiner ehelichen Gepurt. Auch Haltens, Wesens und Obscheidens bei uns geführt. Nottürfftig wäre das an anderen Enden unnd Orten jeder Zeit Zugebrauchen mit Bith. Dieweyl uns hierumb wissendt wäre, ihme solch Mitzuteillen und den glaublichen Schein zu geben. Hierum weil nun meniglich die Warhait zufürdern schuldig. Auch sein ziemlich Pith angesehen.
So urkunden und sagen wir obgemelt Vogt und Gericht zu Dotternhausen, hiermit aller meniglichen bei unseren Gerichts verpflichtenn und als hoch uns ein Warheit zu sagen gebürt. Dass gedachter Jacob Sautter von frommen, redlichen und ehrlichen Vatter und Muotter, mit Namen Caspar Sauter unnd Anna Schirlins seiner ehelichen Hausfrawenn, beide zu Dotternhausen, und in ehelichem Stand und Wesen, ehehlich und erlich bey ainannder gesessen, seindt. Daselbst im Stath der Ehe geporen ist, und sonder, dass vill gemelter Jacob Sautter von Jugend auf die Zeit und weyll er bey uns gewest. Als wir dann anderst nit wissent. So fromlich ehrlich und wohl, und dermassenn gehaltenn, und ein redlichen Abschiedt von uns gethann hat. Dass wir gar nichtzit von ihme wissent erfahren kenden noch gehört haben. Dann allein Ehren und Gutz, also dass wir ihm wo es sich begeben, treu ehren und Aidt erthailten hetten und thetten das noch, wie einem andern frommen, redlichen und unverleimpten Mann, dass wir ihm zu Fürderung geneigt seindt. Alles mit urkundt dies Briefs, haben wir Vogt und Gericht, obgemelten unsern günstigen Junckern Hansen von Stotzingen zu Geyslingen ernstlichs fleis gebeten und erbeten, dass sein fest aigen angeboren Insigell; doch seiner fest dero Erben und Nachkommen auch an habender, oberherrlich und gerechtigkeit, järliche Zins, Rente und Gült in allweg ohne schaden hierunter gehenckht hat. Gegeben uff Sampstag nach dem Newen Jars Tag. Im fünffzehen hundert sechtzig und sybenn Jar.“

Nach diesen Leumundsbriefen beginnt nun auf Seite 38 ein Verzeichnis der in Bickelsberg ab dem Jahr 1705 wohnhaften Bürger.
Während die vorherigen Eintragungen eine schöne, gleichmäßige, von der geübten Hand eines Schreibers geschriebene, mit einigen Verzierungen versehene Handschrift zeigen, vereinfacht und verschlechtert sich das Schriftbild mit diesem im Jahre 1705 begonnenen Einwohnerverzeichnis bis hin zur einfachen Kritzelei.
Der erste Eintrag des Verzeichnisses lautet:
„Stoffell Giring all hier erzogen und von ehelichen Eltern geboren.“
Der vorerst letzte Eintrag lautet: „1769 Johannis L [?] von Leidringen ist mit seinem Weib und 2 Kinden hir hero gezogen und hat sein Bürgerrecht hier erlangt und vor sich und seine Angehörige sein Bürgergeld erlegt à 35 fl (Gulden).“ (Das Bürgerrecht bezieht sich auf das Recht zur Niederlassung und Teilnahme an den Gemeindenutzungen)
Insgesamt wurden in dieser Zeitspanne weit über 200 Personen eingetragen.
Bei den meisten Namen ist links daneben ein Kreuz angebracht, bei einigen Namen sind Bemerkungen niedergeschrieben, wie zum Beispiel:
„Bartel Göhring,Vogt 1718…
1763 bin ich Martin Bock zu einem Dorf Vogt vorgestellt worden vom h(och)l(öblichen) Ober Amts Mann von Rosenfeld“; die Bemerkung dazu lautet:
“den 22. October 1766 ist dieser Bock seines Vogtamts in Gnaden entlassen worden, und hat sein Regiment auf nicht weiter als 3 Jahr, 1 Monat 14 Tag gebracht.“
(Der Dorfvogt war Verwaltungsbeamter und Richter; Unterbeamter des Oberamtsmann oder Obervogts)
Eine andere Bemerkung: „übler Tod, hat sich den 14. Juli 1789 in seinem eigenen Haus auf dem obern Boden selbst gehenkt“;
oder: „zu dieser Zeit haben wir einen Seelsorger gehabt von Augsburg, mit Namen Johann Wolfgang Fischer.“
Auf der folgenden Seite, S. 60, liest man die Niederschrift zur Besetzung der Gemeindeämter bzw. Vogtswahlen der Jahre 1635, 1780 und 1796.
Die Einleitung für das Jahr 1635 lautet:
„Auf des heiligen Evangelisten und Apostel Johannis haben wir allhier zu Bickelsperg  das Jahrding nach altem Brauch und Herkommen die Ämter wieder gesetzt. Wie hernach folgen wird.
Des Gerichts, Tebas Kipp, in der Gemeinde jung Hannß Lenß, Jerg Weber.
Kirchen Rüger:
Jerg Binder des Gerichts, Jerg Gering der alt.
Conradt Gering (als) Schulmeister wieder angenommen
Anno 1780, d. 12.ten Juli:
Wurde ich Johann Georg Mertz zum Flecken Vorsteher und Dorfs Vogt durch Stimmen der Bürgerschaft erwählt.
1796 d. 5.ten Jan. auf dem Rathaus zu Rosenfeld zum Amts Vogt erwählt.
Vogt Mertz.“

Auf den Seiten 61 bis 66 folgt nun ein Steuer- und Naturalablieferungsverzeichnis, wobei die erste Seite nur summarisch Auskunft erteilt:
„Vermög Kellerey Haischbuchs über sämtliche Fruchtgefälle de anno 1685 sind beide Flecken Bickelsberg und Brittheim an Kernensteuer alljährlich zu liefern schuldig
Dinkel 86 Scheffel, 2 Simmri, 1 Viertel; Habern 47 Scheffel, 1 Simmri, 3 Viertel“ (Der „Keller“ war der Beamte der die Naturalabgaben verwaltete, auch Verwalter des Fruchtkastens; zu Beginn des 19. Jh. erhielten die Kellereien die Bezeichnung Kameralämter und der Keller den Titel Kameralverwalter)

Ab Seite 62 werden die Abgaben (Mai- und Martinssteuer) an die Kellerei Rosenfeld konkreter, denn nach genauer Untersuchung der Steuerbücher 1766 werden die Steuerpflichtigen mit Bezug auf die Steuerbuchseite, Nennung des bewirtschafteten Grundstücks und der daraus abzuliefernden Abgaben namentlich genannt.
„Steuerbuch     Folio  139: Christian Hilsen, Wittib, Acker im Hirschle…
        Folio 1742: Conrad Willmer, Wiesen im Hag…
        Folio 1029: Sonnenwirt Harttenstein, Garten in den Kälbergärten…“

Nun beginnt auf Seite 67 wiederum ein Bürger(Heirats)verzeichnis:
„Bickelsberg anno 1780 d. 12.t. Juli
Wurde ich Johann Georg Mertz zum dasigen Vogt, Amt und Flecken Vorsteher durch Stimmen der Bürgerschaft erwählt und hab bei dem Antritt meines Amts 117 Bürger angetroffen. Darunter sind 8 Wittwer, 5 Wittfrauen.
Und es müssen wirklich gleich im Antritt meines Amts die Bürger, welche Hochzeit haben, unter meiner Regierung wieder alle aufs Neue aufgeschrieben werden. Die Jahrzahl auch der Monatstag wann sie Hochzeit gehabt haben.“

Von Beginn dieser Liste im Jahr 1780 bis zu ihrem Abschluss im Jahre 1848 auf Seite 111 wurden 231 Einträge vorgenommen.
Der erste Eintrag lautet:
„1781 d. 30. Jan.
1. Gabriel Binder alhier erzogen und geboren“
Bei Frauen die von auswärts einheiraten, wird wie bei den in Bickelsberg geborenen Frauen, neben dem Geburtsnamen auch der Herkunftsort und eine Anmerkung über die Bezahlung des Bürgergelds vorgenommen.
„…sein Weib ist von Brittheim. Anna Maria eine geborene Seemännin, hat ihr Bürgergeld erlegt mit 5 fl.“
Alle zwei bis drei Jahre erscheint dann die Bemerkung „diese haben den Bürger Ayd abgelegt“ oder „haben obige junge Bürger die Erbhuldigung abgelegt bei Endigung des Jahrgerichts“
Ein weiteres Beispiel:
„1785 d. 20. Sept. Wilhelm Braun seines Handwerks ein Weber von Stein Heim gebürtig. Kloster Königsbronner Oberamts hat sein Mannrecht und Bürgergeld erlegt á 25 fl.“
Immer wieder wurden durch den Dorfvogt auch andere Begebenheiten niedergeschrieben:
„Anno 1790 d. 9ten Merzen haben wir wieder einen Seelsorger bekommen mit Namen M. Johann Friederich Schmidt von Gültlingen gebürtig. Bisheriger Repedent in Stuttgart…“
Auf Seite 77  erfährt man:
„1800 den 14 ten April Hans Jacob Göhring…
Dies ist der 1. Bürger den ich eingeschrieben habe. Vogt Leopold“
Seite 89: „Anno 1808 den 16 ten Nov. Sind Bäum an die Hesel gesetzt worden, von jedem Bürger 2 Stück. Im Ganzen  200 Stück. Der Hans Jacob Ziegler, ledig, hat sie gesetzt und der Hans Jerg Jerg…
In dem Sommer 1808 ist der Weg nach Rosenfeld gemacht worden und auch die Brücke bei Eithen Wies
Dorfs Vogt Johan Georg Leopold“
Auf den Seiten 82, 83, 84 und 85 wird das Bürgerverzeichnis durch Abschriften von Reskripten der „Königlichen Ober Regierung“ in Stuttgart bzw. des „Königlichen Oberlandes Ökonomie Kollegium“ in Stuttgart, unterbrochen.
Das erste Schreiben erteilt Anweisungen über das Besoldungsholz für den Schulmeister Strobel.
Das zweite Schreiben entspricht der Bitte des Ortsvorstehers, die Bürgerannahmegebühr erhöhen zu dürfen.
Das dritte Schreiben gibt Antwort auf die Bitte der Gemeinden Bickelsberg, Brittheim, Leidringen und Isingen, diese von Fuhrfronleistungen für Baumaßnahmen an Mauern, Türmen und Toren der ehemaligen Amtsstadt Rosenfeld zu befreien. (1811)

Zwischen dem zweiten und dritten Schreiben, S. 83 und S. 84. ist zu lesen:
„Den 30.ten Juni 1809. Ist die Stadt Balingen abgebrannt bis auf wenige Häuser. Den 2.ten Juli. Ist durch 2 Richter, Georg Gühring und Johannis Wagner, eine Collekte gesammlet worden, von Bürger zu Bürger. So ist an Geld eingesammlet worden 19 fl. (Gulden) 42 x. (Kreuzer), welches der Vogt Leopold hat zum Oberamt Sulz müssen einliefern.“
„Den 26.ten Sept. 1810
Ist der Pfarrer Michael Motz von hier weg nach Breitthen Holz gezogen. Ist 13 Jahr hier gewesen.
Den 25.ten Okt. 1810
Ist der Herr Pfarrer Machtholf von Heiterbach als Seelsorger hier her gekommen.“ Auf Seite 89 steht dann:
„den 20.ten Jänner 1818
Ist der hl. Pfarrer Machttolf mit seiner Frau und 2 Kinder von hier weg und nach Hegnach gezogen, bei Weiblingen und ist 7 Jahr lang hier gewesen.
Den 3.ten Juni 1818
Ist der hl. Pfarrer Becher von Bohlheim hierher gekommen, ohne Frau und Kinder“
Dann folgt der Hinweis, dass Pfarrer Becher am 19. August 1818 in Bickelsberg verstorben ist und am 21. August bestattet wurde.
Am 18. Dezember 1818 zieht dann Pfarrer Philipp Heinrich Werner mit seiner Frau nach Bickelsberg.
Am 26. Juli wird Jerg Gühring von der Bürgerschaft zum Vogt gewählt. Sein erster Eintrag im Buch lautet:
„den 20.ten Juni 1819. Ist im Mittag um 1 Uhr ein Hagelwetter gewesen und hat großen Schaden getan…“
Danach wird das Namensverzeichnis wieder fortgesetzt und auf Seite 96 erfährt man, dass am 27. Januar 1829 Schultheiß Bok seinen ersten Eintrag niedergeschrieben hat. Erklärend hierzu findet man auf Seite 108, dass Johann Martin Bok am 8. Januar 1829 als Schultheiß verpflichtet wurde und wie viel Stimmen er bekommen hatte. Am 15. Dezember wurde Mattheis Höhn als Schultheiß verpflichtet, am 29. März 1881 wurde Michael Kipp zum Schultheiß ernannt und am 4. April dazu verpflichtet.
Auf Seite 111 steht nun der letzte Eintrag der Bürgerliste:
„den 12. Nov. 1848. Johann Georg Matt, Schäfer von Glatten OA (Oberamt) Freudenstadt, mit seiner Ehefrau Christine, einer geb. Siegel, hat das Bürgergeld erlegt mit 50 fl.“

Mit den Seiten 113 bis 121 folgt nun wieder ein Steuerbuchauszug („Extractus. Rosenfelder Steuer Bücher.“) Dieser Auszug wurde durch die Stadt- und Amtsschreiberei Rosenfeld am 22. November 1760 beglaubigt und bezieht sich auf die Kernensteuer in Form von Geld, Dinkel und Haber.

Die Seiten 122 bis 146 sind Niederschriften der Vögte Merz, Leopold, Wagner und Ziegler sowie der Schultheißen Gühring und Bok. Sie beziehen sich auf Amtshandlungen wie die Besetzung von Gemeindeämtern, Besoldungen oder Verpachtungen, aber eben auch auf Begebenheiten im Ort. Ihre Anordnung ist nicht chronologisch aufsteigend sondern springt zum Teil über Jahre hinweg und wieder zurück.
S. 122 beginnt mit dem Jahr 1783 in dem der „Muß Winkel“ auf 6 Jahre verpachtet wird. [Vermutlich handelt es sich um einen Wald, der ausgehauen werden darf]
Das Jahr 1780 berichtet über die Anschaffung und Zählung der Feuereimer und die Einteilung der Gemeinde in drei (Feuerwehr) Rotten.
Auf der Seite 124 wurden drei grausame Begebenheiten niedergeschrieben:
- Am 14. Juli 1798 hätten sich am Ort sehr betrübte und traurige Umstände zugetragen, weil sich Hans …, Schmid, in seinem Haus selbst erhängt habe.
…was die Umstände diese Todes betreffen würde so würde es unterschiedliche Meinungen geben…
- Am 11. Juli 1828 hat sich der alte Vogt Hans … in seinem Haus selbst erhängt, als Erklärung wurde Melancholie vermutet.
- Am 12. Dezember 1832 hat der hiesige Bürger Johannes … sein Weib Christina mit einer Flinte erschießen wollen…“nachdem er den Schuss getan, so hat er sich mit einem Rasiermesser den Hals abschneiden wollen, und am 5.ten Tag darauf gestorben…“

Auf Seite 129 erfährt man, dass 1746 das Gotteshaus neu erbaut wurde…
1785 holt man einen Seelsorger aus Täbingen M. Holand. Dieser wurde aber schnell krank und lässt sich durch zwei Vikare vertreten. 1789 ist Pfarrer Holland dann verstorben.
1823 wird eine „ewige Beschwerde“ (eine jährliche auf Martini zu leistende Naturalabgabe in Form von Dinkel und Haber) von Rosenfeld um den 16 fachen Betrag, nämlich 1688 fl über einen Zeitraum von 12 Jahren, abgelöst.
1824 wurden die Pfarrgüter von Bickelsberg und Brittheim verkauft… man liest weiterhin „...und hat damals noch eine Schlitten Bahn gehabt, so dass man den Buchhalter nach Rosenfeld Schlitten geführt hat.“
Auf den Seiten 132 bis 135 wird über die Jahre 1785 bis 1790 von Missernten, Wetterschäden, Preissteigerungen und der Not der Bürger berichtet. Dazwischen steht eine Notiz vom 29. Juli 1790 über eine Geldspende für die am 21. Juni abgebrannte Stadt Oberndorf.
1709 wurde in den Oberämtern Balingen, Ebingen, Rosenfeld, Sanct Jergen, Sulz, Dornhan, Alpirsbach ein Forst mit Forstmeistern und Forstknechten eingerichtet „…und gar hart darab gehalten worden“.
1713 wurde dann dieser Forst von allen Ämtern wieder zur freien Pirsch „erkauft“.
Die folgende Seite (137) berichtet wieder von Wetterschäden und Teuerungen der Jahre 1770 und 1771.
Auf den Seiten 138 und 139 ist niedergeschrieben wer 1712 und 1713 Schulmeister war und welche Pflichten und Vergütungen damit verbunden wurden.
1745 wurde von Vogt, Richter und Bürgerschaft beschlossen, dass ein Neubürger zusätzlich zu den zu bezahlenden 25 fl auch eine Getreideabgabe in Form von Dinkel und Haber zu leisten habe.
Die Seite 141 berichtet über die Jahre 1845 (Unwetter, Teuerung, Armenversorgung), also 100 Jahre später als die Niederschrift der vorherigen Seite, und über das Jahr 1848, „…im Monath Merz brach unter den Völkern im allgemeinen überall ein Aufruhr aus, so dass man überall nur auf Republik hinarbeitete; kam jedoch in diesem Jahr nicht zustande…“
Auf der folgenden Seite wird über die im Jahre 1711 gelungene Vergrößerung des Kirchengebäudes berichtet. Auf Seite 143 erfährt man etwas über die Brennholz-Fronpflicht der Gemeinde für das Amtshaus in Rosenfeld (1705).
Die Seiten 144 und 145 enthalten ein Steuerverzeichnis des Jahres 1644 [Namen mit Geldbeträgen] zum Einzug der Herbst- oder Martinssteuer. Auf der folgenden Seite findet sich eine Gefällrechnung aus dem Jahr 1646, diese Seite wurde mehrmals durchgestrichen.
Mit dieser Seite endet nun der Teil des Buches, welcher aus dem aus heutiger Sicht hochwertigeren Papier besteht. Der folgende Eintrag auf Seite 147 beginnt mit dem Jahr 1847. Das Papier ist von nun an bräunlich und leichter als das vorherige. Das Buch wurde nun von Schultheiß Höhn geführt, er schreibt auf der ersten Seite des Buches die Erklärung hierfür nieder.
„1859
In diesem Jahr habe ich Schultheiß Höhn dieses Buch einbinden lassen, weil solches aus älteren Zeiten verschiedene beachtungswerte Notizen enthält. Dieses Buch habe ich während meiner Amtsführung als Ortschronik benutzt und die verschiedenen wichtigen Zeitverhältnisse und sonstige merkwürdige Begebenheiten zur Einsicht auf die Nachkommen aufgezeichnet…“
Die Ortschronik von Schultheiß Höhn beginnt auf der Seite 141 mit dem Jahr 1845 und setzt sich auf Seite 147 fort.
Er berichtet über jedes Jahr auf ein, zwei oder auch mehr Seiten. Seine ersten Sätze beziehen sich immer auf die Witterung, den Zustand der Felder und die Ernte, dann folgt Lokalgeschehen oder „Weltpolitik“.
1849 „ …in unserem Nachbarland Baden haben die Bewohner den dortigen Fürsten verjagt und eine Republik einführen wollen, so dass die andern Fürsten die dortigen Unruhen mit Gewalt unterdrücken mussten, wo nementlich Preussen in Baden eingezogen ist, und auch das Militär von unserm Württemberg sich dorthin begeben mussten, die Festung Rastatt in Baden hat sich durchaus nicht verloren geben wollen…“
1856 „ … Mit Loben und Danken sollte jetzt die Menschheit dieses Jahr beschließen, da uns Gottes Güte und Barmherzigkeit wieder im Leiblichen mit seinen Gütern gesegnet hat, wenn man auf die verflossenen Fehljahre zurück blickt, wie manche Familienväter mit den Seinigen Hunger und Kummer zu leiden hatten…“

Schultheiß Höhn berichtet für jedes Jahr sehr ausführlich mit einer Fülle von Informationen, die hier natürlich wegen ihres Umfangs nicht wiedergegeben werden können. Auf den letzten Seiten des Buches legt er sogar einen Index an, mit dessen Hilfe der Interessierte mittels Stichpunkten auf die betreffenden Seiten verwiesen wird.
Der letzte Eintrag von Schultheiß Höhn lautet: „ 1875. - Mit Gottes Hilfe ergreife ich am 2. Janner 1875 die Feder. Der Stand der Bevölkerung beträgt auf 3 Dez. 1874: 585 Seelen.“

Dann:
„Schultheiß Höhn ist am 3. Sept. 1878 gestorben. Dann ist Georg Ziegler, Stiftungspfleger, gewählt worden, welcher sein Amt als Schultheiß bis zum 29. März 1881 verwaltete.“
Ab dem Jahre 1882 wird die Chronik wieder etwas intensiver geführt, der Chronist selbst wird namentlich jedoch nicht genannt. Er schreibt u.a. über den Bau des neuen Schul- und Rathauses, und dass dieses am 9. August 1883 eingeweiht wurde...“
Vom Jahre 1900 bis 1912 wurde die Chronik von Lehrer Büchler geführt. Seine Überlieferung beginnt mit:
„Jahr 1900.
In diesem Jahr hat es sehr viel Obst gegeben, so dass alle Fässer gefüllt werden konnten, auch wurde teilweise im Dezember nochmals gemostet, um die einstweilen ausgetrunkenen Fässer aufs neue zu füllen…“
„1908. Am 1 August brannte das alte Rathaus ab…das Gebäude diente seit Erbauung des neuen Schulhauses (1883) als Armenhaus…“
Er berichte auch von dem Erdbeben am 16. Nov. 1911: „… Kamine stürzten ein. Alles ächtzte aus den Fugen. …viele Stöße folgten teils in derselben Nacht…“
Der nachfolgende Chronist beginnt auf Seite 218 mit dem Jahre 1909. Er berichtet über den Wasserleitungsbau, das Postauto und das Elektizitätswerk.
„ 1913. Im Jahre 1910 am 2. Sept. hatten die Veteranen anlässlich des 40-jährigen Gedenkens der Sedanschlacht eine Träne im Auge unseres Königs in Stuttgart glänzen sehen.
 1912 gedachte man überall des Untergangs der Napoleonischen Armee in Russland. 1913 aber feierte man festlich die Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. Auch hier, durch Dankgottesdienst in (der) Schule und im Lamm, durch Bild, Vortrag, Gedicht und Lied….“
Weiter schreibt er, dass die viel zu groß erbaute Kirche dringend der Renovierung bedürfe „…der Schäden waren viele: die Böden, die Türen morsch, 75 Scheiben zerbrochen, so dass der Wind unerträglich durch den Raum blies. Die Turmspitze stand schief, da das Gebälk oben verfault…“
Der Chronist schildert den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und Kriegsereignisse.
„…Unmittelbar den todbringenden Krieg sehen und erleben konnte man an den Angriffen der Flieger auf Oberndorf. Man sah und hörte die Flugzeuge und die Geschosse der Gewehrgeschütze flogen bis auf unsre Markung. Man grub Blindgänger aus Acker und Wiesen. …“
Die Niederschriften berichten von Sammlungen, Ablieferungen, Vieh- und Getreidepreisen, gefolgt von der Gefallenenliste.
Ab dem Jahr 1918, auf Seite 231 wird die Chronik von Pfarrer Ernst Hartmann geführt. Er schreibt 1927 rückblickend: „Nachdem ich vorgestern zum Pfarrer der Gemeinde Unterensingen, Dk. Nürtingen, ernannt wurde, will ich heute einen kurzen Rückblick werfen auf die vergangenen Nachkriegsjahre, während ich hier Pfarrer gewesen bin…“
Er berichtet über die Inflationsjahre, Preissteigerungen, die Lehrerstelle und über den Schultheiß…
„…Alles in allem haben wir schöne Jahre hier oben erlebt. Gerne werden wir an den Kleinen Heuberg, seine geraden, arbeitsamen, ruhigen, welthaften Bewohner zurückblicken. Die Menschen hier oben sind vom anderem Geist noch nicht so stark angesteckt wie im Tal. Ist auch die schöne „Tracht“ mehr und mehr ein Opfer der Zeit geworden, in den Herzen wird in sehr vielen Familien ein guter Geist weitergetragen…mein Abschiedswunsch ist, dass unsere beiden Gemeinden sich kräftig weiterentwickeln mögen in ruhigen Zeiten. Sollten aber neue Stürme hereinbrechen, so mögen die Bewohner zusammenstehen in gegenseitiger Treue und in gemeinsamen Glauben an den Vater der Menschen und Lenker aller unserer Geschicke.
Bickelsberg, den 8. August 1927            Pfarrer Ernst Hartmann.“

Heubergbahn

Im Oktober 2011 hat der ehrenamtliche Sulzer Archivar, Herwart Kopp, in der Festhalle Rosenfeld einen Vortrag zur "Heubergbahn" gehalten, die Rosenfeld an das Schienennetz angebunden hätte. Den Vortrag von Herrn Herwart Kopp können Sie hier lesen. 

zusehen ist eine alte Karte der Heubergbahn

125 Jahre Kinderfest

Titelbild Broschüre 125 Jahr Kinderfest

Die Eheleute Katharina und Anton Eilers wollten in der Heimatgemeinde von Katharina Eilers geb. Henseler eine Kleinkinderschule errichten. Somit gründeten die Eheleute 1894 die Eilers-Stiftung. 
Das alljährlich stattfindende Kinderfest hat eine lange Tradition und ist nur ein Teil der Eilers-Stiftung. Das erste Kinderfest fand am 23. Juli 1895 statt, wichtig war den Eheleuten, dass das Fest mit Verköstigung der Kinder abgehalten werden soll. Diese Tradition wurde bis heute beibehalten, denn jedes Kind bekommt heute noch beim alljährlichen Kinderfest eine rote Wurst und ein Getränk von der Stadt spendiert. In diesem Jahr feiert das Kinderfest 125 Jahre.

Der ehrenamtliche Stadtarchivar Wolfram Fischer hat das Archiv durchforstet, Material gesichtet,
die Inhalte dafür zusammengestellt und ältere Dokumente teils transkribiert, um das Thema anschaulich
und interessant darzustellen.

Die ganze Geschichte und die Entstehung rund um die Eiler-Stiftung können Sie untenstehen in der Broschüre nach lesen und herunterladen.

Typ Name Datum Größe
Broschüre 125Jahre Kinderfest Rosenfeld (11,5 MB) 06.09.2022 11,5 MB

Persönlichkeiten der Stadt

Werner von Rosenfeld der "Held von Döffingen"

Grabstein Held von Döffingen

Am 23. August 1388 kam es beim Dorf Döffingen nahe Weil der Stadt zu einer historisch bedeutsamen Schlacht im Städtekrieg. Seit dem Jahr 1372 stand zwischen den wirtschaftlich potenten Reichsstädten und den Fürsten die Entscheidung um die Vorherrschaft in Südwestdeutschland an. Als Hauptkontrahenten in Schwaben standen die Herzöge von Bayern, die Erzherzöge von Österreich und die Grafen von Württemberg den Reichsstädten wie Ulm, Esslingen, Reutlingen, Rottweil und Weil der Stadt gegenüber.

In einem ersten militärischen Zusammenstoß am 14. Mai 1377 hatten die Württemberger bei Reutlingen eine schwere Niederlage gegen die Städte erlitten. Der junge Graf Ulrich von Württemberg war damals bereits schwer verwundet worden. Elf Jahre später kam es erneut zu einer bewaffneten Konfrontation zwischen Württemberg und den Städten. Bei Döffingen drohte sich das Schicksal des württembergischen Heeres zu wiederholen.

Als das städtische Heer bei Döffingen in ungünstiger Position Stellung bezog, schickte Graf Eberhard III. der Greiner von Württemberg (1344–1392) seine Vorhut, geführt von seinem Sohn Ulrich, in die Schlacht. Die Nachhut der Städter erkannte ihre Bedrohung und stellte sich dem Kampf, bei dem in kurzer Zeit bis zu 60 Württemberger einschließlich Graf Ulrich fielen. In dieser prekären Situation motivierte Graf Eberhard seine Kämpfer: Niemand acht auf meinen Sohn, dass er erschlagen ist; und fechtet männlich, da die Städte alle dahinten fliehen, sie sind zehand (bald) alle unser. Der Kampf tobte bald auf den Höhen nördlich des Dorfes weiter. Das Kriegsglück neigte sich bereits dem städtischen Heer zu, da nahte aus südlicher Richtung Hilfe. Mit 300 Mann Hilfstruppen näherte sich der Vogt von Herrenberg, Werner von Rosenfeld, und brachte das städtische Heer durch seinen Zangengriff in eine sehr unvorteilhafte Lage. Die Städter ließen sich entmutigen und gaben ihren sicher geglaubten Sieg dahin. Am Ende beklagten sie 400 Gefangene und 500 Gefallene, darunter ihren Hauptmann Konrad Besserer aus Ulm. Zum »Helden von Döffingen«, der mit seinem Ersatzheer entscheidend zum württembergischen Sieg beigetragen hatte, wurde aber Werner von Rosenfeld.
 
Dieser Mann, durch seine mutige Tat zu einem der berühmtesten Rosenfelder geworden, war eine schillernde Persönlichkeit. Nach neuesten Erkenntnissen entstammte Werner von Rosenfeld (ca. 1340–1408) bürgerlichen Verhältnissen. Sein mutmaßlicher Vater Eberhard Stoll war 1338/57 Schultheiß, 1366 Vogt in Rosenfeld. Als Angehöriger einer einflussreichen Familie aus der Ehrbarkeit verkehrte Werner sicher früh schon in der gesellschaftlich gehobenen Schicht des städtischen Patriziats und des niederen Adels der ganzen Umgebung. Zur Ministerialenfamilie von Schalksburg, die im Dienst der Grafen von Zollern-Schalksburg die Burghut auf der Schalksburg bei Balingen versah, unterhielt Werner offenkundig solch enge Beziehungen, dass Burkard von Schalksburg, der 1385 als Letzter seines Geschlechts starb, Werner von Rosenfeld zu seinem Erben bestimmte. Dies betraf nicht nur den materiellen Nachlass, sondern auch das Adelsprädikat. 1381 übertrug der Schalksburger seinem (Adoptiv-) »Sohn« Werner sein Wappen, seinen Helm und Schild. Das heißt Werner von Rosenfeld trat ein in das Erbe und die Tradition der aussterbenden Schalksburger.

Prädestinierte Werners familiäre Herkunft ihn ohnedies schon zu höheren Ämtern, so förderte sein Aufstieg in den Adel zusätzlich seine Karriere. Werner von Rosenfeld war 1371 württembergischer Vogt in Rosenfeld, 1381 in Herrenberg, 1387 wieder in Rosenfeld, 1391 in Tübingen, später in Leonberg und 1399 wohl nochmals in Rosenfeld. Darüber hinaus war er 1402/03 Landvogt in Mömpelgard. Seit 1393 führte er den Rittertitel, vielleicht noch eine späte Anerkennung für seine Rolle bei Döffingen. Als direkte Reaktion auf seinen Döffinger Einsatz erhielt Werner von Rosenfeld 1389 mit seinem Haus in Rosenfeld die Steuerbefreiung. Werner war verheiratet mit der Rottweiler Patrizierin Adelheid Böcklin, mit der er mindestens fünf Kinder hatte. Die Familie wohnte wahrscheinlich im Schloss.

Casimir Bumiller

Aus dem Buch "Geschichte der Stadt Rosenfeld" erhältlich bei der Stadtverwaltung Rosenfeld, ISBN 978-3-00-028859-3

Ursula von Rosenfeld, Markgräfin von Baden

Grabstein Ursula von Rosenfeld

Ursula von Rosenfeld (1499–1538) gilt neben ihrem berühmten Vorfahren Werner von Rosenfeld († 1408) als die bedeutendste Persönlichkeit der älteren Rosenfelder Geschichte. Dabei verbrachte sie vermutlich nur einen geringen Teil ihres Lebens in Rosenfeld selbst. Immerhin verbindet die lokale Überlieferung ihre Jugendzeit mit dem so genannten »Ursulahaus« in der heutigen Frauenberggasse 7.

Dieses einst imposante und ungewöhnlich großzügig angelegte Gebäude ist nach jüngsten bauhistorischen Erkenntnissen 1429 errichtet worden und käme demnach durchaus als Geburtshaus der Ursula in Betracht, wenn dieses Gebäude überhaupt als Sitz der Familie von Rosenfeld nachgewiesen werden könnte. Sicher ist nur so viel, dass es einen gehobenen bürgerlichen oder adligen Besitzer gehabt hat.

Ursula war die Tochter Wolfs von Rosenfeld, der bis zu seinem Tod 1500 Schultheiß der Stadt war, und der Anna Bombast von Hohenheim, einer entfernten Verwandten des Arztes Paracelsus. Sie hatte drei Schwestern, von denen Margarethe und Appolonia den geistlichen Stand wählten und ins Kloster gingen, während die älteste, Sophia, Konrad von Frauenberg heiratete. Dieser folgte ihrem Vater im Rosenfelder Schultheißenamt nach. Da die Bühler Linie des Geschlechts 1518 mit Jörg von Rosenfeld im Mannesstamm ausstarb, war abzusehen, dass diese Adelsfamilie, die über 200 Jahre mit der Geschichte der Stadt Rosenfeld eng verbunden war, mit dem Tod der vier Schwestern gänzlich aus der Geschichte verschwinden würde. Deshalb ist das Schicksal der Ursula von Rosenfeld umso beachtlicher.

Vermutlich war sie schon früh an den Hof des badischen Markgrafen Christoph zur Erziehung gegeben worden. Dort avancierte sie nach 1510 zum Kammerfräulein bei der Markgräfin Elisabeth von Brandenburg-Ansbach (1494–1518), Gemahlin des jungen Markgrafen Ernst von Baden (1482–1553). Die Markgräfin starb nach sieben Geburten im Jahr 1518 im Kindbett. Mit Albrecht (* 1511) und Bernhard von Baden (* 1517) hinterließ sie zwei mögliche Stammhalter.

Grabstein ursulavon Rosenfeld und Werner von Rosenfeld

Ernst von Baden beschloss nach dem Tod seiner ersten Frau nicht wieder standesgemäß zu heiraten und wählte überraschenderweise die Kammerjungfer Ursula von Rosenfeld zu seiner zweiten Gemahlin. Die Hochzeit fand wohl noch 1518 auf dem Schloss Hachberg (Hochburg) bei Emmendingen statt. Als Heiratsgut wies der Markgraf seiner 15 Jahre jüngeren Frau die Stadt Sulzburg im Markgräflerland an, wo die beiden bis 1535 residierten. Ihrer Ehe entsprang neben mehreren Töchtern im Jahr 1529 der Sohn Karl. Im Grunde war nicht daran zu denken, dass die Kinder dieser unstandesgemäßen Ehe im dynastischen Kalkül des Hauses Baden eine Rolle spielen konnten. Doch nachdem die Brüder des Markgrafen Ernst 1533 und 1537 starben und nur unmündige Kinder hinterließen, rückten seine beiden Söhne aus erster Ehe zu möglichen Erben auf. In dieser Situation drängte Ursula von Rosenfeld im Jahr 1537, ein Jahr vor ihrem frühen Tod, darauf, ihren Sohn Karl an diesem Erbe zu beteiligen, und Markgraf Ernst akzeptierte diese Forderung. Da sein ältester Sohn Albrecht schon 1542 und auch Bernhard 1553 noch vor dem Vater starb, rückte Ursulas Sohn Karl (1529–1577) unverhofft zum alleinigen Erben der Markgrafschaft Baden-Durlach auf.

Ursula von Rosenfeld war bei ihrem Tod 1538 die Letzte aus dem Haus Rosenfeld, sie wurde aber durch ihren beinahe märchenhaft anmutenden Eheschluss mit dem Markgrafen Ernst zur Stammmutter aller Markgrafen und Großherzöge von Baden bis auf den heutigen Tag. Markgraf Ernst setzte sich selbst und seiner zweiten Frau Ursula im Jahr 1545 mit einer bemerkenswerten Tumba in der Pforzheimer Schlosskirche ein beeindruckendes Denkmal. Dieses gilt als eines der bedeutendsten Renaissancezeugnisse Badens. Dass Ernst von Baden unter seinen drei Gemahlinnen ausgerechnet Ursula in dieser Weise auszeichnete, können wir als offenes Bekenntnis des Markgrafen zu seiner unstandesgemäßen Gattin werten. Nachdem Ursulas Sohn Karl 1553 zum baden-durlachschen Regenten aufgestiegen war, »... wurde die Tumba zu mehr als Ernst es sich gedacht hatte. Sie war nicht mehr lediglich das Denkmal der Liebe zweier Menschen. Sie wurde jetzt erst das, was wir heute so selbstverständlich in ihr sehen: Der organische Mittelpunkt der Grablege des Hauses Baden« (Werner Pletscher).

Als erstaunliche Parallele zum Heiratsverhalten des Markgrafen Ernst von Baden sei auf die Biographie seiner Schwester Rosina von Baden (1487–1554) verwiesen. Auch diese war zunächst ganz standesgemäß mit dem Grafen Franz Wolfgang von Zollern vermählt worden. Nach dem Tod des Grafen 1517 versagte sich die Witwe zunächst trotz vieler Angebote einer weiteren Ehe, gab dann aber 1526 dem Werben ihres früheren Kammerjungen, des deutlich jüngeren Hans von Ow nach. Mit diesem residierte sie bis zu ihrem Tod im Schloss Wachendorf, nicht allzu weit entfernt vom Geburtsort ihrer Schwägerin Ursula.

Casimir Bumiller

Aus dem Buch "Geschichte der Stadt Rosenfeld" erhältich bei der Stadtverwaltung Rosenfeld, ISBN 978-3-00-028859-3

Heinrich Iselin von Rosenfeld und seine Nachfahren

Bild von Isaak Iselin

Item ego veni Basileam anno domini MCCCLXIIII post festum penthecostes ... (Ich bin nach Basel gekommen im Jahre des Herrn 1364 nach dem Pfingstfest…)«, so beginnen die eigenhändigen Aufzeichnungen des Stammvaters der Basler Familie Iselin,die ein vom Ende des 14. Jahrhunderts stammendes Manuskript der hiesigen Universitätsbibliothek bewahrt. Ihr Verfasser ist Heinrich Iselin, der vor über sechshundert Jahren aus dem württembergischen Landstädtchen Rosenfeld auswanderte.

Sein Ziel war Basel, wo er nach seinen eigenen Angaben in den Dienst einer Frau »ze Rhin« trat und ein Haus an der Freien Strasse (heute Nr. 40) erwarb. Nach dem Ort seiner Herkunft verlieh er ihm den Namen »zum Rosenfeld«, den es bis zum heutigen Tage trägt. Vierzig Jahre noch lebte er in seiner Wahlheimat, ohne jedoch das Basler Bürgerrecht erlangt zu haben; am Otmarstag, dem 16. November des Jahres 1404, starb er. Schon sein Sohn Conrad erhielt die Bürgerrechte der Stadt Basel und wählte als Familienwappen drei silberne Rosen im roten Schild; dieses Wappen übernahm er von den älteren Herren von Rosenfeld. Conrad war Krämer und Händler und gehörte der angesehenen Safranzunft an. Durch ihre Erfolge im Handel und in der Textilfabrikation, aber auch als Goldschmiede und Zinngießer erlangten die Iselins nach und nach großes Ansehen und ein beachtliches Vermögen. Sie wurden in den Großen Rat der Stadt Basel berufen und waren in diplomatischen und militärischen Missionen für die Stadt Basel tätig. Auch die Förderung der Kunst (z.B. Amerbach Kabinett) und Unterstützung der Bedürftigen (Iselin-Legat) war ihnen wichtig.

Einige Vertreter der Iselins wurden vielbeachtete Wissenschaftler und Professoren an verschiedenen Universitäten. Darunter ist wohl der bekannteste Vertreter Isaak Iselin. Als »Philosoph und Menschenfreund« gründete er 1777 die »Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen«. Neben vielerlei Tätigkeiten setzte er sich besonders intensiv für das Schulwesen ein, unter anderem arbeitete er mit dem deutschen Pädagogen Basedow zusammen. Als Freund und Förderer von Johann Heinrich Pestalozzi hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass Pestalozzi seine pädagogischen Ideen in Druck bringen konnte.
 
In ihrer über 600-jährigen Geschichte ließen die Iselins den Kontakt zu Rosenfeld niemals abbrechen. 1964 wurden zur 600-Jahr-Feier der Familie Iselin Vertreter der Stadt Rosenfeld nach Basel eingeladen; eine Delegation der Familie Iselin machte im gleichen Jahr einen Gegenbesuch in der Heimatstadt ihres Urvaters. Dabei zeichnete Faustina Iselin die mittelalterliche Silhouette des nördlichen Teils von Rosenfeld. Bei der Namensgebung der Iselin- Schule in Rosenfeld waren Vertreter der Familie Iselin anwesend. Dr. Ulrich Iselin, als 13. Urenkel von Heinrich Iselin hielt die Festansprache. Er zeigte auf, was über die Jahrhunderte die Familie Iselin mit Rosenfeld verbindet: »... die Lust am Erinnern, am Herstellen von Verbindungen, am Aufspüren von Zusammenhängen über den Augenblick hinaus, kurz: das Erkennen und Erleben von Geschichte.

Wolfram Fischer

Aus dem Buch "Geschichte der Stadt Rosenfeld" erhältlich bei der Stadtverwaltung Rosenfeld, ISBN 978-3-00-028859-3

Katharina und Anton Eilers

Bild von Katharina Eilers

Das Rosenfelder Kinderschüle Am 26. August 1894 fand sich auf dem Rosenfelder Rathaus eine kleine Gruppe von Männern ein, um einen für die Stadt bedeutenden Stiftungsvertrag aufzusetzen und zu unterzeichnen. Zu der Gruppe gehörten Stadtschultheiß Kipp, Stadtpfarrer Kober und der Kaufmann Anton Eilers. Dieser war extra aus New York angereist, um im Namen seiner in Rosenfeld geborenen Frau Katharina, geborene Henseler, mit Stiftungsgeldern einen Kindergarten ins Leben zu rufen.

Katharina Eilers war nach Amerika ausgewandert und wurde über ihren Mann wohlhabend, so dass sie ihrer Heimatgemeinde diese Stiftung zukommen lassen konnte. Durch den Schenkungsvertrag erhielt die Stadt Rosenfeld von Anton und Katharina Eilers 25 000 M mit den Auflagen, ein Kinderschulgebäude zu errichten, eine Kinderpflegerin für die Betreuung der nicht schulpflichtigen Kinderschulgebäude zu errichten, eine Kinderpflegerin für die Betreuung der nicht schulpflichtigen Kinder anzustellen und ein jährliches Kinderfest abzuhalten, an dem die Kinder mit Essen und Trinken freigehalten werden. Ferner sollte der Eilers’schen Stiftung ein Verwaltungsrat vorstehen, der sich aus dem Ortsgeistlichen, dem Bürgermeister und drei weiteren Mitgliedern zusammensetzte.

Als erste Kinderlehrerin wurde Anna Storz angestellt, das erste Kinderfest fand am 23. Juli 1895 statt. Laut Stiftungsurkunde (414 KB) sollte der 14. August der Tag des Kinderfestes sein, dieser Termin konnte jedoch – vor allem aus Witterungsgründen – oft nicht eingehalten werden. Auch beim ersten Kinderfest auf dem Wöhrd war das Wetter nur mäßig, doch man genoss die Spiele der Kinder, diese wiederum freuten sich über die kostenlose Bewirtung. In den folgenden Jahren wurde es zum Brauch, dass sich am Tag des Kinderfestes von der Kinderschule zum Rathaus ein kleiner Umzug formierte. Dort sangen Kinder und Erwachsene den Choral »Geh aus mein Herz und suche Freud“. Danach zog man miteinander auf den Wöhrd, um hier gemeinsam zu feiern. Zum Abschluss wurde nochmals gesungen, mit dem Chroral »Nun danket alle Gott« endete abends das Kinderfest. Nur einige wenige Male konnte das beliebte Kinderfest wegen Kriegsereignissen nicht stattfinden. Mit dem Neubau eines Kindergartens begann man schon 1895 und im Oktober 1896 wurde das »Kinderschüle« in der Schulstraße feierlich eingeweiht. Bis Anfang der 1920er Jahre konnten sämtliche anfallenden Kosten vom Stiftungskapital und den entstandenen Zinsen gedeckt werden. Doch die Inflation machte das Kapital wertlos und die Stiftung zahlungsunfähig. Daraufhin übernahm die politische Gemeinde Rosenfeld die finanzielle Deckung sämtlicher Kosten.

Bild von Anton Eilers

Während der Zeit des Nationalsozialismus verlor das Kinderschüle seine Selbständigkeit, ab September 1937 leitete die »Nationalsozialistische Volkswohlfahrt« (NSV) in Rosenfeld die Geschicke des Kindergartens. Die langjährige Kindergartenleiterin Luise Müller, die schon seit 1. Januar 1929 beschäftigt war, blieb auch während der NS-Herrschaft die Seele des Hauses. Sie wurde im Juli 1966 nach rund 40 Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Gleich nach Kriegsende 1945 konnte der Kindergarten wieder seine Pforten öffnen und die Tradition der Kinderfeste erneut aufgenommen werden. In den 1950er und 1960er Jahren waren bei den Umzügen vor allem die Postkutsche mit Prinzenpaar und die »Schwäb’sche Eisenbahn« sehr beliebt. Doch das alte Kinderschüle platzte inzwischen aus allen Nähten, der einzige Aufenthaltsraum war schon längst zu klein geworden, so dass man ab Ende der 1950er Jahre den Neubau eines evangelischen Kindergartens ins Auge fasste. Doch bevor gebaut werden konnte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern des Kirchen- und Gemeinderats über den Standort des neuen Gebäudes – am alten Platz, an der Brechete oder am Ziegelgarten? Ein vor dem Verwaltungsgericht in Sigmaringen geschlossener Vergleich verpflichtete die Gemeinde im Oktober 1961, zur Standortfrage einen Bürgerentscheid durchzuführen.

Gebaut wurde der neue Kindergarten dann nach Gemeinderatsbeschluss auf dem Gelände »Ziegelgarten« an der Bickelsberger Straße, weil hier die geforderten Spielplätze eher verwirklicht werden konnten als auf dem Platz des alten Kindergartens. Die Rosenfelder evangelische Kirchengemeinde und die Stadtverwaltung teilten sich die Baukosten. Der Abschied aus der alten vertrauten Kinderschule, die fast 70 Jahre lang ihren Zweck erfüllt hatte, fiel nicht leicht. In einer kleinen Feier im Dezember 1966 gedachte man nochmals der Stifter und ihrem wohltätigen Gedanken, bevor das neue Gebäude seiner Bestimmung übergeben wurde. Erste Leiterin im neuen Kindergarten an der Bickelsberger Straße war Ruth Sülzle.

Hildegard Bibby

Aus dem Buch "Geschichten der Stadt Rosenfeld" erhältlich bei der Stadtverwaltung Rosenfeld, ISBN 978-3-00-028859-3.

Stiftungsurkunde (414 KB)

Berthold II. von Bückelsburg, Fürstbischof von Brixen († 1427)

Grabstein Fürstbischof Berthold von Bückelsburg an der Domfassade in Brixen

Berthold II. von Bückelsburg war von 1418-1427 Fürst Bischof von Brixen. Er stammte, wie zahlreiche Tiroler Persönlichkeiten des Spätmittelalters, ursprünglich aus Schwaben. Geboren ist er in Bückelsburg (Bickelsberg). Am Hof Herzog Friedrichs IV. von Habsburg, genannt mit der leeren Tasche, bekleidete er die Ämter eines Kaplans, Hof- und Küchenmeisters und wurde auf Empfehlung des Landesfürsten Kanoniker in Trient.

1412 trat er in den Orden der Augustiner Chorherren und in das Kloster von Neustift bei Brixen ein und wurde durch die Unterstützung Herzog Friedrichs bald danach zum Probst des Klosters geweiht. Der Herzog nahm ihn auch in den Kreis seiner Räte auf. Berthold leitete das Kloster Neustift sechs Jahre lang und ließ an der Ostseite des Klosters, neben der St. Viktor-Kapelle ein Krankenhaus für die kränklichen und pflegebedürftigen Klosterbrüder errichten. 1418 wurde Berthold auf Betreiben Herzog Friedrichs Nachfolger des nur kurz regierenden Brixner Bischofs Sebastian Stempfl.

Nach Sparber wurde Berhold II. allerdings nicht durch das Brixner Domkapitel gewählt, sondern von dem auf dem Konstanzer Konzil gewählten Papst Martin V. ernannt. Dafür sollte der Bischof dem Papst 3.000 Gulden an Serviten zahlen. Als Berthold aber den Papst um die Ermäßigung des Betrages bat, ließ der Papst die Einnahmen des Bistums feststellen. Sie beliefen sich auf 2.751 Gulden im Jahr. Nach Abzug der Ausgaben des Bistums blieben davon nur 1.539 Gulden übrig. Deshalb erließ der Papst dem Bischof von den verlangten 3.000 Gulden ein Drittel.

Wappen auf der Wappentafel der Pröpste im Klosters Neustift

Im Mai 1419 hielt der Bischof in Brixen eine Diözesansynode ab um die Beschlüsse des Konstanzer Konzils umzusetzen. In den Gebirgsgegenden war es damals üblich, dass auch Laien Begräbnisse vornehmen konnten. Dies wurde nun untersagt. Außerdem wurden kirchliche Strafen gegen Wucherer beschlossen. Die Verwaltung des Hl. Kreuz-Spitals in Brixen wurde neu geordnet und den Ordenspristern entzogen und direkt einem Mitglied des Domkapitels unterstellt. 1426 löste der Bischof die seit 1388 an Johann von Villanders verpfändeten Gerichte Buchenstein und Thurn an der Gader um 1500 Mark wieder zurück und setzte Pfleger und Hauptleute zur Verwaltung der wieder erworbenen Gebiete ein.

Anfang September 1427 reiste der Bischof zur Tauf Sigismunds, des Sohnes Herzog Freidrich IV. nach Innsbruck. Auf der Rückreise erlitt er einen Schaganfall, dem er bald nach dem 12. September erlag.

Literatur: Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol, Franz Ant. Sinnacher 1828, Die Brixner Bischöffe in der Geschichte Tirols, Josef Gelmi

Wappen auf der Wappentafel der Pröpste im Klosters Neustift

Margarethe Bruch, die Stigmatisierte von Leidringen

Bild von Margarethe Bruch

Um 1503 trug die Kunde von einem 15-jährigen Mädchen namens Margarethe Bruch, das am Körper die Wundmale Christi zeigte, den Namen von Leidringen in alle Welt hinaus, sodass Gläubige und Neugierige von weit her kamen, um dieses Wunder zu erleben.Eine Erwähnung dieses seltsamen Falles findet man in dem Schriftwerk Monumenta Germaniae:

Zeichen und Wundmale des Leidens Christi sind in Leidringen, bei Rottweil gelegen, auf dem entblößten Körper einer gewissen Margarethe, eine Jungfrau von 15 Jahren, gefallen, und unter anderem hatte sie eine Dornenkrone auf dem Haupte, und von einem schwarzen Kreuz war sie mehr als von den roten (geröteten) und im übrigen Zeichen des Leidens Christi gepeinigt.

Die Erzählung findet sich in den Annalen eines Klosters im Salzburgischen.

Leider gibt es keine näheren Beschreibungen über die Stigmatisierte von Leidringen, Es gibt auch keine Informationen über die religiöse Haltung des Mädchens. Auch ist man bei den Grabarbeiten im Innern der Kirche nicht mit der nötigen wissenschaftlichen Sorgfalt vorgegangen, sodass nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob die aufgefundenen Skelettreste der Margarethe Bruch angehören. Als Arbeiter nach verschiedenen Funden weiter gruben, stießen sie 55 cm später auf einen unzerstörten Schädel, neben dem 2 gut erhaltene sorgfältig geflochtene "Ährenzöpfe" lagen, Die Feststellung durch den Rosenfelder Zahnarzt Dr. Wolfgang Schade ergaben, dass Schädel und Zähne zu einer jungen weiblichen Person gehörten. Sämtliche Schädel befinden sich im Anthropologischen Institut der Universität Tübingen. Das Mädchen war einst in nordsüdlicher Richtung bestattet worden. Die Tatsache, dass das Mädchen innerhalb des Gotteshauses beerdigt worden war -was sonst nur hochgestellten Personen gebührte- lässt darauf schließen, dass es sich um die Stigmatisierte Margarethe Bruch handelte, zu der auch nach dem Tod viele Hunderte, wenn nicht Tausende gepilgert sind.

Johann Georg Blocher

Bild von Johann Georg Blocher

Der 1811 geborene Johann Georg Blocher war ein waschechter Leidringer Schreinergeselle. Er wanderte aus dem Königreich Württemberg in die Schweiz aus und wurde 1829 bis 1833 in der „freiwilligen Armenschullehrer- und Armendkinderanstalt“ in Beuggen bei Rheinfelden zum Lehrer ausgebildet. Blochers Bemühungen für Kinder etwas zu tun, hat im nachhinein auch in seinem Heimatdorf Leidringen durch die Einrichtung einer Stiftung, die seinen Namen trägt und dort helfen soll, wo es am nötigsten ist, unerwartete Früchte getragen…
 
Der 1811 geborene Johann Georg Blocher war ein waschechter Leidringer Schreinergeselle. Er wanderte aus dem Königreich Württemberg in die Schweiz aus und wurde 1829 bis 1833 in der „freiwilligen Armenschullehrer- und Armendkinderanstalt“ in Beuggen bei Rheinfelden zum Lehrer ausgebildet. Danach kam er aushilfsweise als Lehrer ins bernische Meiringen. Dort erhielt er das Lehrerpatent und war gemäß Überlieferung sehr beliebt. Von seinem Arbeitgeber in Beuggen wurde er 1838 als Hausvater nach Freienstein mit folgenden Worten empfohlen:

„Ich kann Ihnen einen lieben und treuen Zögling unserer Anstalt vorschlagen, der seit mehreren Jahren unter armen Kindern in Segen arbeitet und in der Gnade des Heilands steht...“

Obwohl sich die Meiringer mit einer Unterschriftensammlung gegen den Wegzug Blochers wehrten, machte sich dieser am 10. August 1838 mit dem Tornister auf dem Rücken zu Fuß auf den Weg via Brünig, Luzern und Zürich nach Freienstein.

Die Wohnschule Freienstein ist heute noch ein anerkanntes Schulheim. „Sie nimmt Kinder zwischen 7 und 15 Jahren auf, die normal intelligent sind, aber gleichwohl in der Regelschule nicht zurechtkommen.“ 1838 hieß die Wohnschule noch „Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder.“

Das Heim wurde am 01. Oktober 1838 feierlich eingeweiht. Zwei Kühe und zwei Stiere, ein Knecht und eine Magd standen zur Verfügung. Gestartet wurde mit drei Knaben. Bald kamen mehr dazu. Es folgten Mädchen.

Johann Georg Blocher heiratete 1839 und seine Frau Elise Magdalena Schachtler wurde Hausmutter der Rettungsanstalt.

Ein Zitat von damals: „In den Bauerndörfern gibt es viele verwahrloste Kinder, Waisenkinder, uneheliche Kinder, Kinder von nachlässigen Eltern und Übeltätern, bei denen man Verkommenheit und Verdammnis kommen sieht.“

Offenbar ertränkte Blocher seine Sorgen immer mehr im Alkohol. So schrieb er in einem Monatsbericht von 1848:

„Ach, ich armer Sünder habe schwer gesündigt. Ich habe bei dem Leichenmahl zu viel getrunken und zu viel geredet und erfahren müssen, dass der Wein lose Leute macht...“

Johann Georg Blocher zog 1848 zunächst an eine Schule im freiburgischen Bennewil. 1856 übernahm er die Leitung der Mädchenerziehungsanstalt Rütti bei Bern. Dieser Institution diente er bis 1876. Danach zog sich das Ehepaar Blocher zurück.

Insgesamt wurden sie Eltern von acht Kindern.

1899 starb Johann Georg Blocher, zehn Jahre nach seiner Frau.

Blochers Bemühungen für Kinder etwas zu tun, hat im Nachhinein auch in seinem Heimatdorf Leidringen durch die Einrichtung einer Stiftung, die seinen Namen trägt und dort helfen soll, wo es am nötigsten ist, unerwartete Früchte getragen...

Der evangelische Kindergarten in Leidringen trägt zum Andenken heute seinen Namen. Nachkommen sind teilweise bekannte schweizer Personen, wie z.B. Alt-Bundesrat Christoph Blocher.

Die Interessante Lebensgeschichte des „Gold-Huonker“

Bild von Andrew Huonker

Der Leidringer Andreas Huonker ist der Sohn der Eheleute Andreas Huonker (geb. 1809, gest. 1892) und Katharina Bischoff (geb. 1810, gest. 1874). Er hatte acht Geschwister und wuchs in bäuerlichen Verhältnissen auf.

Im Alter von 17 Jahren wanderte er 1869 aus wirtschaftlicher Not unter „Verzicht der Bürgerrechte“ mit einem der ersten Segeldampfschiffe „Germania“ von Hamburg nach New York aus. Zwölf Jahre lang war er in den Rocky Mountains als Bergmann unterwegs. „Andy“ war ein Zeitgenosse des berühmten Goldsuchers und Schriftstellers Jack London.

Am 11. September 1896 steckte er seinen 1. Claim am Klondike – Nebenfluss des großen Yukon Flusses – ab, als zweiter Mensch nach dem berühmten George Carmack.

Zusammen mit seinem Partner, dem Schweden Charles M. Johnson, kam er an einen kleinen Nebenfluss des Klondike. Sie warfen eine halbe Dollar Münze. „Andy“ gewann und somit erhielt der Fluss bei der Registrierung den Namen „Hunker Creek“.

Bild von Ehefrau von Andrew Huonker

Bereits 1897 verkaufte Huonker, das Mitglied des heute noch bestehenden Freimauer-Clubs „Yokon Order Of Pioneers“ war, alle Claims für insgesamt 3,2 Millionen Dollar (nach heutigem Wert).

Erst ein Jahr später wurden die Goldfunde bekannt und lösten den „Goldrausch am Klondike“ aus, wo Tausende von Menschen über den berühmt-berüchtigten Chilcoot Pass aufbrachen und sehr viele dabei ihr Leben verloren. Der Klondike-Goldrausch gilt als einer der folgenreichsten Goldräusche und brachte mehr als 100 000 Goldsucher an den Fluss. Er brachte auch die Errichtung des Yukon-Territoriums und die Festlegung der Grenze zwischen Alaska und Kanada u.a.

1901 fuhr Huonker mit seiner Frau auf der „Bismarck“ nach Deutschland. Laut Leidringer Chronik hat er in seinem Heimatort das erste Telefon auf dem Rathaus einrichten lassen.

1902 zog er nach San Francisco, wo er einen großen Teil seines Vermögens in Immobilien anlegte. Durch das große Erdbeben von 1906 hat er so gut wie alles wieder verloren. Gestorben ist „Andy“ am 23. Januar 1931 an seinem langjährigen Wohnort in Berkley/San Francisco.

Noch heute sind nach ihm ein Bach, ein Tal, ein Berg und eine Straße benannt, als Hunker Creek, Hunker Valley, Hunker Summit und Hunker Road.

Christian Friedrich Schmid

Christian Friedrich Schmid geboren am 25. Mai 1794 zu Bickelsberg OA. Sulz (Württemberg), gestorben als Professor der evangelischen Theologie am 28. März 1852 in Tübingen, schlug die Laufbahn des Vaters ein, welcher als Dekan in Böblingen starb, und wurde ebenfalls Theologe. Sein Vater war der 24. Pfarrer in Bickelsberg.

Er war Zögling der niederen evangelischen Seminare Denkendorf und Maulbronn, später des höheren Seminars in Tübingen. Nach vollendeter Studienzeit und einjährigem Vikariat in Kirchberg AO. Marbach wurde der begabte und kenntnisreiche junge Mann, der als Repetent nach Tübingen gekommen war, 1819 zunächst provisorisch mit der Besorgung der praktischen Fächer des durch Bahnmaier's Versetzung erledigten theologischen Lehrstuhls und mit der Leitung des kurz vorher neu eingerichteten Predigerinstituts betraut. 1821 wurde er zum außerordentlichen Professor der Theologie ernannt, 1826 zum ordentlichen und in demselben Jahre von seiner Fakultät mit der Doktorwürde honoris causa beehrt. Äußerlich einfach und gleichmäßig, aber in reicher gesegneter Wirksamkeit, mit steigendem Einfluss und Erfolg, floss sein Leben dahin. Dreimal wurde ihm die Führung des Universitäts-Rektorats anvertraut, 1840 wurde er in die Vertrauens-Kommission für die Festsetzung einer neuen Liturgie berufen, 1841 zum Superattendent in die Mitleitung des evangelischen Seminars erwählt, 1835 setzte er eine wesentliche Erweiterung des Predigerinstituts durch, 1848 nahm er an den Beratungen für die Verfassung der evangelischen Kirche teil. Seine Vorlesungen umfassten neben Ethik und den ihm zugewiesenen praktischen Fächern (Homiletik, Katechetik, Didaktik, Pädagogik, Anleitung zur homiletischen Bearbeitung der Perikopen) die Erklärung der Paulinischen Briefe, besonders des Römerbriefes, Symbolik und Erklärung der symbolischen Bücher, besonders aber die Darstellung der Lehre der Evangelisten und der Apostel (neutestamentliche Theologie), einige Mal hielt er öffentliche Vorträge über Religion und Christentum für Studierende aller Fakultäten; ebenso beteiligte er sich mit seinen Kollegen an einer "theologischen Societät" (1823), welche aber keine große Bedeutung gewann.

Schmid war als Studierender von dem Supranaturalismus, wie ihn Flatt und Bengel lehrten, beeinflusst, aber seine selbständige, allem Einseitigen abgeneigte Natur verschloss sich den Einwirkungen von Schleiermacher und von seinem Kollegen Baur nicht, eigenartig bildete er seinen theologischen Standpunkt weiter, wie sich derselbe in der historischgenetischen Auffassung des Christentums, die seine neutestamentliche Theologie zeigt, am deutlichsten zu erkennen gibt. In seltener Weise vereinigte er praktische Tüchtigkeit und Gewandtheit mit wissenschaftlicher Tiefe; durch seine weitgehenden Kenntnisse, welche sich auch über die ästhetischen Gebiete erstreckten, durch seine feine Schriftauslegung, durch den Ernst, mit welchem er die Lebenskraft des Christentums zeigte und hervorhob, durch seine ganze charaktervolle und doch milde Persönlichkeit war er vorzüglich dazu geeignet, seine Schüler und Zuhörer ebenso zu streng wissenschaftlichen Studien anzuregen, als sie für die spätere Laufbahn des Predigers vorzubilden. Trotzdem dass er selbst kein Muster der Kanzelberedsamkeit war und dass in seinen Vorlesungen manchfache Ungleichheit waltete, war er doch für ganze Generationen württembergischer Geistlicher Leiter und Führer; in der Zeit, da der herrschende Geist unter der Tübinger Studentenwelt der Hegel'sche war, bildete er mit seinen positiven, aber keineswegs engherzigen Anschauungen einen Damm gegen eine Überflutung dieses Standpunktes; verehrt von unzähligen Studierenden, hochgeehrt von seinen Kollegen in und außerhalb seiner Fakultät, ein gern gesuchter Berater Vieler, freundlich gegen Jedermann, war er eine Zierde der Tübinger Universität in jener Zeit; der Einfluss, welchen sie auf die Entwicklung des Protestantismus in Deutschland überhaupt ausübte, beruhte wesentlich auch darauf, dass neben Baur und Beck auch Schmid und Landerer zu der theologischen Fakultät gehörten.

Seine letzten Lebensjahre waren durch manches Unwohlsein getrübt. Am 28. März 1852 starb er infolge eines Herzleidens. Seiner Ehe mit Sophie Friederike Ferdinande Weckherlin waren ein Sohn und zwei Töchter entstammt. — Schriftstellerisch war Schmid nie sehr tätig; seine beiden Hauptwerke: "Biblische Theologie des neuen Testaments" und "Christliche Sittenlehre" wurden erst nach seinem Tode herausgegeben. Das erste 1853 von C. Weizsäcker, seitdem öfters aufgelegt, das andere 1861 von A. Heller. Von Programmen gab er heraus: "Observationes pertinentes ad naturam peccati I—III", 1826—1828; "De Paulinae ad Romanos epistolae consilio et argumento", 1830. "Quaeritur, quatenus ex ecclesiae evangelicae principiis existere possit doctrinae christianae scientia", 1831. "De notione legis in theologia Christanorum morali", 1832. "Apologiae litterarum ad Romanos Paulinarum fragmenta", 1834.

Von seinen Abhandlungen in der Tübinger Zeitschrift für Theologie, deren Mitherausgeber er war, ist hervorzuheben die im J. 1838 erschienene: "Über das Interesse und den Stand der biblischen Theologie des neuen Testaments in unserer Zeit". Im Verein mit W. Hofacker gab er eine Predigtsammlung heraus: "Zeugnisse evangelischer Wahrheit" I—III, 1839—1841.

Quelle: www.deutsche-biographie.de/sfz78604.html